Jeden Morgen fährt Tobias Mai (58) mit seinem Boot auf den Schwielowsee. Bis zu 40 Reusen sind dort platziert. Vor allem Aale verfangen sich in den tunnelartigen Netzen. Aber auch Karpfen, Zander und Krebse bringt Mai mit an Land.

Im dortigen Familienbetrieb werden die Fische verarbeitet, geräuchert, verkauft – und das schon in der 12. Generation. Bei Familie Mai packt jeder mit an – von der Urgroßmutter bis zur Urenkelin. Familienerbe verpflichtet!

Die Wurzeln der Familie Mai lassen sich in der Kleinstadt Werder an der Havel (Brandenburg), 40 Kilometer von Berlin, bis 1730 zurückverfolgen. Damals wurde das Haus gebaut, in dem die Mais noch immer ihr Fischgeschäft betreiben.

Der Traditionsbetrieb trägt heute den Namen „Wilhelm Mai & Sohn“.

Jahrzehntelang ist Wilhelm Mai 90 (†) selbst mit dem Boot rausgefahren. Gern berichtet er von seinem Urgroßvater, der früher nicht allein von der Fischerei habe leben können und deshalb noch Weinanbau betrieben hat.

Im Jahr 2002 trifft die Familie – und damit auch das Unternehmen – ein Schicksalsschlag: Der Patriach erleidet eine Hirnblutung, wird operiert und kämpft ums Überleben. Er schafft es, kann aber den Betrieb nicht weiter führen. Wilhelm Mai muss viele Dinge neu lernen. Laufen, Sprechen – mit Mitte 60 beginnt er bei null.

Das Unternehmen muss neu strukturiert werden. Mai senior und seine Frau Christa haben drei Kinder: Christian, der Älteste, ist Zahntechniker und Vater eines Sohnes. Tobias, der Zweit­älteste, Fischwirtschaftsmeister, hat keine Kinder. Und Babette, die Jüngste, Lehrerin, ist ebenfalls kinderlos.

Als Mai senior zwischen Leben und Tod schwebt, werden Tobias kurzfristig alle Vollmachten übertragen. Er ist der Sohn in „Wilhelm Mai & Sohn“. Tobias Mai macht aus dem Unternehmen einen Ausbildungsbetrieb.

Im Laufe der Jahre hat die Familie das Geschäft erweitert. Dazu gehören jetzt eine Gaststätte mit Biergarten für 50 Gäste, Ferienwohnungen, sogar ein Partyboot und ein Hofladen. In dem wird auch Honig verkauft, denn Fischwirtschaftsmeister Tobias ist nebenbei auch Imker.

Dreimal in der Woche wird Fisch geräuchert, den Oma Christa auch mit 88 Jahren noch im Gastraum verkauft. Und das offenbar sehr gern.